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Frank Schulz: „Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen“

17.03.201520:00 Uhr bis 22:00 Uhr

Als Onno Viets, Mitte 50, Hartz-IV-Empfänger, überzeugter Nichtschwitzer und ungeschlagen an der Pingpong-Platte zumindest in Hamburg-Eppendorf sich im Jahr 2012 zum ersten Mal zwischen zwei Buchdeckeln ausbreitete, um es gleich mit dem "Irren vom Kiez" aufzunehmen (zumindest privatdetektivisch), prophezeite Harry Rowohlt der deutschen Gegenwartsliteratur, dass sie sich spätestens jetzt "endgültig warm anziehen" könne. Auch andere Kollegen (Wolfgang Herrndorf: "Spitzenbuch!") und die Presse (FAS: "Die Welt ist danach nicht mehr die gleiche") verfielen dem ganz speziellen Viets'schen Charisma. Und nun hat Frank Schulz einem der wohl außergewöhnlichsten Privatdetektive der Literaturgeschichte einen neuen Fall auf den noppenbesockten Leib geschrieben und schickt seinen eigenwilligen Privatdetektiv auf Kreuzfahrt.

Noch immer leidet Onno unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, ausgelöst durch die Turbulenzen seiner ersten Ermittlungen. Da trifft es sich gut, dass der exzentrische Künstler Donald Jochemsen - Vetter von Onnos bestem Freund - nach Begleitung für eine Mittelmeerkreuzfahrt sucht. Er hat sein alterndes Herz an eine junge Sängerin verloren, die auf dem Schiff arbeitet, leidet aber zugleich unter einer stark ausgeprägten "Viktimophobie". Kein Wunder, dass er sich nach Beistand sehnt.

Was die beiden auf dem Schiff erleben, schwankt zwischen der ersehnten Entspannung (Onno) und paranoid-misanthropischen Schüben (Donald), bis etwas Erschütterndes geschieht, das der turbulenten Reise ein abruptes Ende und ganz andere Dinge in Gang setzt: Frank Schulz lässt mit seiner vor Ideen, Witz und Eleganz strotzenden Sprache auch das zweite Buch um Onno Viets zu einem prallen Lesevergnügen werden.

Frank Schulz, geboren 1957, lebt als freier Schriftsteller in Hamburg. Für die Romane seiner 'Hagener Trilogie' (Kolks blonde Bräute" 1991, Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien, 2001, Das Ouzo-Orakel, 2006) wurde er mehrfach ausgezeichnet. 2012 erhielt er den "Kranichsteiner Literaturpreis" des Deutschen Literaturfonds und 2015 den "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor", der vor ihm bereits u. a. an Loriot, Ernst Jandl, Irmtraud Morgner, Robert Gernhardt, Peter Rühmkorf und zuletzt Dieter Hildebrandt verliehen wurde.

Foto: Gunter Glücklich

BlueNote im Cinema-Arthouse, Osnabrück

Eintritt VVK € 7,--/Ak € 9,--

Roman, Onno-Viets-Romane 2
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783869711065