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Saša Stanišić: „Fallensteller“

31.08.201620:00 Uhr bis 22:00 Uhr

Wo Menschen sind, sind Fallen. Im neuen Buch von Sascha Stanisic werden sie von allen Blickwinkeln aus betrachtet: Es finden sich Geschichten über die, die Fallen stellen, über die, die sich locken lassen, über die, die sich befreien. Im Streit und im Krieg, mit Trug und Betrug, wie zum Beispiel Georg Horvath: Der hat aus Liebeskummer einen Gedichtband unter Pseudonym veröffentlicht. Jedes Gedicht steht für einen Tag der gescheiterten Beziehung, es waren 50 Stück, und die Lektorin, eine sehr alte Frau, die zu dem einzigen persönlichen Treffen ihre eigenen Teebeutel mitbrachte, sprach von Anfang an von seiner „Kriegslyrik“, und Georg Horvath korrigierte sie nicht, weil es ihm gefiel, dass jemand etwas so völlig Anderes darin las, als er geschrieben und gemeint hatte. Es waren ja nicht einmal wütende Gedichte, und wenn jemand so uralt ist und noch Freude am Leben hat, dann korrigierst man den nicht, dem lässt man jeden freudigen Irrtum, jedenfalls heißt der Gedichtband jetzt „Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht“, das war ihre Idee, und Georg Horvath sagte, dass er den Titel sehr, sehr gut fand.

Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad in Bosnien-Herzegowina geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Sein Debütroman Wie der Soldat das Grammofon repariert begeisterte Leser und Kritik gleichermaßen und wurde in 31 Sprachen übersetzt. Seinen zweiten Roman Vor dem Fest, für den er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden ist, stellte er 2014 im LITTERA-Programm vor. Der heute in Hamburg lebende Autor schreibt zu seinem Buch: „Warum zu einer Zeit, da sich 60 Mio. Menschen, so viele wie noch nie, auf der Flucht befinden, andere Geschichten als ihre erzählen? Oder Geschichten über das politisch brutale, sozial verrohte Europa, das Grenzzäune errichtet und einem Flüchtigen mit Kind im Arm das Bein stellt, statt sichere Fluchtwege zu schaffen und für humane Behandlung der Menschen in Not zu sorgen? Die einfache Antwort: Es müssen auch andere Geschichten erzählt werden. Die komplizierte: Wovon spricht die Flucht der anderen? Wie klingt sie?“

Foto: Katja Sämann
 

BlueNote im Cinema-Arthouse, Osnabrück

Eintritt VVK € 8,--/AK € 10,--

kurzfristig verfügbar
(in der Regel am nächsten Tag)